Knives Out: Rätselhafte Team-Dynamik

Warum schaukeln sich in Team-Konstellationen immer wieder Konflikte hoch, ohne dass man eindeutig sagen kann, wer schuld ist?

In der wunderbaren schwarzen Komödie „Knives Out: Mord ist Familiensache“ (2019) geht es darum, den wahren Mörder eines Familienpatriarchen zu finden. Der Zuschauer erfährt früh, wer ihm die tödliche Medikamentendosis verpasst hat – eine scheinbar klare Sache, man muss nur noch Privatdetektiv Benoit Blanc (Daniel Craig) beim cleveren Ermitteln zusehen. Durch allerlei Aktion, Reaktion und Gegenreaktion der Beteiligten entwickelt sich jedoch eine Dynamik, die am Schluss alles ganz anders aussehen lässt. Mehr sei hier nicht verraten.

Aber wenn man sich nun mit der Haltung von Benoit Blanc ("Meine Anwesenheit wird dekorativer Natur sein. Sie erleben mich als respektvollen, ruhigen, passiven Beobachter...") in unsere Arbeitswelt begibt, kann man täglich so einen unterhaltsamen Krimi erleben, der auf dem Prinzip der Gruppendynamik basiert.

Gruppendynamik

Gruppendynamik beschreibt die Art und Weise, wie Menschen innerhalb einer Gruppe interagieren und sich verhalten. In der Team-Zusammenarbeit bilden sich regelmäßig bestimmte Verhaltensmuster heraus, zum Guten oder zum Schlechten. Ein Beispiel für ein negatives Muster, ist ein Teufelskreis, in dem sich bestimmte Verhaltensweisen fortsetzen und gegenseitig verstärken, was zu einer Abwärtsspirale aus Negativität und Konflikt führt.

Nehmen wir zum Beispiel ein Team, in dem ein Mitglied "Herr John" oft zu spät zu Meetings kommt. Die anderen Teammitglieder sind dadurch frustriert, weil sie es respektlos finden. Als Reaktion verhalten sie sich zunehmend kritisch und konfrontativ gegenüber Herrn John. Dies wiederum führt bei Herrn John zu hoher Unsicherheit und Abwehrhaltung, wodurch sich das Problem weiter verschärft. Ein solcher Teufelskreis wirkt sich früher oder später nachteilig auf die Produktivität und die Moral eines Teams aus, da er eine giftige Atmosphäre schafft, der man nur schwer entkommen kann.

Die Schuldfrage

Die naheliegende Lösung: Herr John soll einfach nicht mehr zu spät kommen.

In einem klärenden Gespräch stellt der Chef Erwartungen an die Pünktlichkeit und bietet Herrn John Unterstützung dabei an. Durch die Blume macht er klar, dass Konsequenzen drohen, wenn sich nichts ändert.

Was aber, wenn Herrn Johns Unpünktlichkeit gar nicht die wahre Konfliktursache ist? Möglicherweise hat die Unpünktlichkeit handfeste Gründe. Oder vielleicht ist er gar nicht unpünktlicher als alle anderen. Aber wenn er mal eine Minute zu spät kommt, wird gleich eine große Sache daraus gemacht. Die Suche nach dem wahren Schuldigen kann leicht zu einem langatmigen Mehrteiler ohne wirkliches Ergebnis werden.

Effektive Konfliktmediation

Aus unserer Sicht lassen sich negative Team-Dynamiken nicht mit Vergangenheitsbewältigung und Schuldzuweisung beikommen. Hat sich ein Konflikt einmal hochgeschaukelt, ist eine professionelle Mediation meist unumgänglich. Der Mediator selbst sollte eine neutrale Person sein, die mit dem Team ansonsten in keiner Verbindung steht – also in der Regel nicht die Führungskraft. Eine praxistaugliche Methode zur Konfliktmediation baut sich in vier Schritten auf:

  1. Brauchbare Arbeitsbeziehung herstellen: Dies ist die Voraussetzung, um überhaupt Lösungen erarbeiten zu können. Zu Beginn lässt man jeden Konfliktbeteiligten einmal zu Wort kommen, zum Beispiel mit der Frage: „Was muss heute gesagt werden, damit Sie danach ein konstruktives Gespräch führen können?“
  2. Ziel hinter dem Ziel: Meist wollen die Konfliktparteien, dass die jeweils andere Seite sich zum Guten ändert und „endlich vernünftig wird“. Jedoch wurden dazu bereits alle Argumente ausgetauscht und der Streit verschärft sich dadurch eher. Mit Fragen wie „Was ist besser für alle Beteiligten, wenn der Konflikt nicht mehr da ist?“ entwickelt man in ein gemeinsames, positives Zukunftsbild, das ohne Ursachenforschung und Klärung der Schuldfrage auskommt. Wichtig ist, dass dieses positive Zukunftsbild sehr konkret beschrieben wird.
  3. Ausnahmen und Ressourcen: Auf Basis des Zukunftsbildes lässt sich erfragen, welche Ausnahmen es bereits gab, in denen die Situation etwas besser war. Entscheidend ist, dabei auf die konkreten Handlungen der Beteiligten zu achten: „Wie haben Sie beide dazu beigetragen? Was haben Sie genau getan als es besser war?“
  4. Nächste Schritte: Nun geht es darum die Ausnahmen zu verstetigen und auszubauen. Durch gezielte Experimente können, die Konfliktparteien neue Verhaltensweisen ausprobieren, ohne sich gleich festlegen zu müssen. Sind diese erfolgreich, können konkrete Vereinbarungen zwischen den Beteiligten getroffen werden. 

Pro-aktive Konfliktvermeidung

Idealerweise lassen es Führungskräfte aber gar nicht so weit kommen, dass die Teammitglieder ihre Konflikte nicht mehr selbst lösen können. Durch gezielte Team-Entwicklung kann eine offene Kommunikationskultur innerhalb des Teams gefördert werden. Teammitglieder können ihre Sorgen und Frustrationen auf sichere und respektvolle Weise mitteilen. Es gibt ein team-internes Forum, um Konflikte zu lösen und Probleme anzusprechen, wenn sie auftreten. So etwas entsteht natürlich nicht über Nacht. Es braucht dafür einerseits den Erkenntnisgewinn im Team aber auch die Erprobung in der Praxis. Unser ‚Collaboration Sprint‘ Konzept bietet dafür eine schlanke Struktur mit festen Zeitrahmen und zielgerichteten Events für eine nachhaltig erfolgreiche Team-Zusammenarbeit. Mehr Infos findest Du hier.